Samstag, 2. September 2017

Erwischt!

as sich auf diesem "Was sie damals so trieben"-Gemälde des Franzosen Cesare Agostino Detti (1847-1914) nun so ganz genau abspielt, das kann ich auch nicht sagen. So viel scheint klar: Ein Kardinal macht in Begleitung einer hübschen, jungen Dame einen Spaziergang, die bei Erschöpfung Abhilfe schaffende Kutsche immer in angemessen-sicherer Entfernung. Die Beiden treffen auf zwei weitere zarte, junge Geschöpfe und einen jungen, in schwarz geleideten Herrn, welcher aber ganz offensichtlich zu diesem Zeitpunkt und an dieser Stelle von seiner Eminenz so ganz und gar nicht erblickt werden möchte, hält er doch mit besorgter Miene seinen Hut vor das Gesicht und verbirgt sich hinter den beiden ihn begleitenden Damen.

Und jetzt ist die Phantasie des Betrachters gefragt. Zwar drängt sich der junge Mann trotz schwarzer Kleidung nicht unmittelbar als Geistlicher auf, da er kein Beffchen sondern ein Jabot trägt. Andererseits wäre ein nicht-geistlicher Herr in Begleitung zweier farbenfroh gekleideter, junger Damen sicherlich ebenfalls etwas unschwärzer gewandet. Ist also vielleicht der so ertappt Wirkende ein für die geistliche Laufbahn auserkorener Neffe des Kardinals, der sich in diesem Moment eigentlich seinem Studium oder seinem Gebet widmen sollte, der aber stattdessen munter mit zwei holden Geschöpfen sich die Zeit vertreibt?

Oder ist in Wirklichkeit seine Eminenz der Ertappte? Hält es sich bei der Begleitung des Kardinals vielleicht um eine stadtbekannte Tabernakelschwalbe, die sich mit bambiaugigem Umgarnen rotgewandeter Herren die Zeit vertreibt, dabei kunstvoll den ein oder anderen Kopf verdreht und sich so diverse kostbare Geschenke klarmacht? Möchte am Ende der Neffe dem Onkel die Peinlichkeit ersparen, von ihm in Begleitung der Dame ertappt worden zu sein?

Wir werden es nicht erfahren, aber wir können uns jede nur menschenmögliche Geschichte zu diesem wunderbaren Gemälde ausdenken.


P.S.: Bonuspunkte für den interessiert zuschauenden Hund, der sich wahrscheinlich schon denkt: 'Boah! Wenn ich das heute Abende den Jungs erzähle...'

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Tabernakelschwalbe! Welch wunderbares Wort.
Exzellenz denkt: "Will ich wissen, welch schamloser junger Spund sich hinter diesem Hute verbirgt? Och nö, lieber nicht."
Sein Neffe denkt: "Sollte ich mein Wissen über Onkels Begleitung irgendwie nutzen? Och nö, sonst weiß er, daß ich das bin mit den beiden jungen Damen."
Patt.